Das Tayloristische Menschenbild
Charlie Chaplin in dem Film "Modern Times"
Taylor ging davon aus, dass Menschen genauso unproblematisch eingesetzt werden können wie jedes andere Werkzeug. Es wird unterstellt, dass Arbeiter lediglich durch ein ökonomisch definiertes Selbstinteresse zur Arbeit motiviert werden könnten. Man nahm an, sie würden versuchen, ihren Arbeitsaufwand möglichst gering zu halten und dabei ihren Lohn zu maximieren.
Von den Arbeitern wird gemäß dem tayloristischen Menschenbild insgesamt folgendes erwartet:
- Arbeiter werden hauptsächlich durch finanzielle Anreize zur Arbeit motiviert.
- Sie sind nicht fähig und auch nicht bereit, ihre Arbeit zu planen und nach rationellen Gesichtspunkten zu verrichten.
- Arbeiter haben ein ständiges Bestreben, sich vor der Arbeit zu drücken und die eigene Leistung zurückzuhalten.
- Die Arbeiter sind bereit, sich auf passives Verhalten zu beschränken und sich durch Vorgesetzte manipulieren, motivieren und kontrollieren zu lassen.
- Die Arbeiter sind bereit, ihre privaten Interessen und die Interessen des Unternehmens auseinander zuhalten und ihre Gefühle am Arbeitsplatz als Privatsache zu betrachten.
Den Arbeitern, von denen angenommen wurde, dass sie zur Selbstdisziplin und Selbstkontrolle unfähig seien, wurde das Bild des Vorgesetzten gegenübergestellt, der sich aufgrund eigener Zielsetzung selbst kontrollieren und motiviert. Von den Vorgesetzten im Taylorismus wird erwartet, dass Sie ihre persönlichen Ziele mit denen der Organisation in Einklang bringen, dass sie einer äußeren Motivation nicht bedürfen.
Sie sollen
- den Produktionsprozess effektiv gestalten,
- ihr Personal zweckentsprechend auswählen und ausbilden,
- der ihnen verliehenen Positions-Autorität Geltung verschaffen und
- durch Kontrolle eine hohe Arbeitsleistung und Konfliktvermeidung garantieren.
Die Beziehungen zwischen Vorgesetztem und Arbeiter sind im Taylorismus einseitig bestimmt: Die Manager sollen aktiv das gesamte Geschehen bestimmen, die Arbeiter sich passiv unterwerfen und auf ihre Arbeit konzentrieren. Taylor wollte eine rational orientierte, arbeitseffektive Kooperation von Vorgesetzten und Mitarbeitern erreichen. Auftauchende Konflikte sollten durch organisatorische Maßnahmen des Managements ausgeräumt werden. Taylor hoffte, dass wissenschaftliche Fundierung von Arbeitsteilung, Arbeitsverfahren sowie Entlohnung zu einem harmonischen Arbeitsklima und zu spannungsfreien zwischenmenschlichen Beziehungen führen würde. Von den Arbeitern verlangte Taylor absoluten Gehorsam und Unterordnung. Besondere Kenntnisse, auch über ihre Aufgabe erwartete er nicht: Der ungelernte Hilfsarbeiter (damals war dies der deutsche Einwanderer namens Schmidt) ist Taylors Idealmodell. Während Taylors Arbeitsgebiet die Werkstatt und der Produktionsbereich waren, übertrugen Nachfolger seine Rationalisierungsgrundsätze auch auf den Verwaltungsbereich (siehe bürokratisch-administrativer Ansatz) und damit in einen Bereich mit komplexeren Arbeitsbedingungen und qualifizierteren Mitarbeitern.